Die katholische St. Antoniuskirche in der Savignystraße im südlichen Teil des Frankfurter Westends, die nicht mit der gleichnamigen, ebenfalls katholischen Kirche in Frankfurt-Rödelheim verwechselt werden darf, mit der sie einiges gemeinsam hat, ist vor allem durch ihre aus dem Jahr 1965 stammende große Orgel der Firma Gebrüder Späth und durch die kontrastreiche Ansicht bekannt, die sich ergibt, wenn man sie so fotografiert, dass die Silhouette der Kirche vor dem Trianon-Hochhaus plötzlich ganz klein erscheint. Steht man vor ihrem reich verzierten Haupteingang unter ihrem breiten Frontturm hat man dagegen einen anderen Eindruck, und auf einmal wirkt die St. Antoniuskirche durchaus imposant.
Die dem Heiligen Antonius von Padua geweihte Kirche wurde, wie auch zahlreiche andere Frankfurter Kirchen (darunter die bereits genannte, nur wenige Jahre vorher erbaute St. Antoniuskirche in Rödelheim, das damals noch nicht zu Frankfurt gehörte), im Stil der Neogotik entworfen und stand zu dem Zeitpunkt, als sie in den Jahren 1899 und 1900 errichtet wurde, im Zeichen eines nach dem Ende des Kulturkampfes zwischen Staat und katholischer Kirche erstarkenden Katholizismus. Unter anderem drückte sich die neue Position der katholischen Kirche in der Gesellschaft in zahlreichen Kirchen-Neubauten aus. Anders als sonst in Frankfurt üblich, dessen Neubauten häufig auf Stiftungen von wohlhabenden Bürgerinnen und Bürgern der Stadt zurückgehen, stammten die finanziellen Mittel für den Bau der St. Antoniuskirche von einer Angehörigen des Hochadels. Anna von Preußen, Landgräfin von Hessen (1836-1916), hatte sich nach zahlreichen persönlichen Schicksalsschlägen dem katholischen Glauben zugewandt, und hielt es für wichtig, dass das Westend, damals noch ein relativ neues, bürgerliches Wohnviertel, in dem es noch keine Kirchen gab, eine katholische Pfarrkirche erhielt. Sie selbst hatte dort, nur ein kleines Stück von der Antoniuskirche entfernt, ihren Witwensitz. Der formelle Übertritt Anna von Preußens zum katholischen Glauben fand erst im Jahr 1901 statt, nachdem die von ihr gestiftete Kirche bereits fertiggestellt und geweiht worden war.
Der Entwurf der Kirche als fünfjochige Basilika stammte von dem gebürtigen Kölner August Menken (1858-1903), Sohn eines Politikers der katholischen Zentrumspartei, der ein Experte für den Bau von Kirchen im Stil der Neogotik und Neoromanik war, sich aber auch Einflüssen der Moderne nicht verschloss, und bereits mehrere Kirchen in seinem damaligen Wohnort Berlin sowie weitere Kirchen im Rheinland entworfen hatte. 1883 war er auch am Bau des Frankfurter Hauptbahnhofs beteiligt. Die Orgel der St. Antoniuskirche war ein Werk der Firma Klais. Nachdem in den ersten Jahren Kapuzinerpatres für die Seelsorge an der Kirche verantwortlich waren, erhielt die St. Antoniuskirche nach ihrer Ausgliederung aus der Domgemeinde im Jahr 1917 eine eigene Pfarrstelle. Als erster übernahm Paul Loreth dieses Amt.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die St. Antoniuskirche weitgehend zerstört. Auch das Zerstörungsschicksal teilt sie mit der gleichnamigen Rödelheimer Kirche. Der Angriff vom 22. März 1944, der im Westend schwere Schäden anrichtete, die auch die Antoniuskirche betrafen, vernichtete auch große Teile der Frankfurter Innenstadt. Die Wiederherstellung der Bedingungen eines neuen städtischen Lebens war mühevoll und ging langsam vonstatten. In den Jahren 1947 bis 1949 war die Antoniuskirche immerhin eine der ersten Frankfurter Kirchen, die nach den Kriegszerstörungen wieder aufgebaut wurden. Das volle Glockengeläut der Kirche ist, nachdem drei der vier ursprünglichen Glocken im Krieg eingeschmolzen worden waren, erst seit 1999 wieder zu hören. Thema der von Johannes Beeck entworfenen neuen Chorfenster von 1958 sind die Geheimnisse des Rosenkranzes. In den Jahren 1963 und 1974 fanden Renovierungen statt. 1965 erhielt die Kirche eine neue, modern gestaltete Orgel, die wie ihr im Zweiten Weltkrieg zerstörtes Vorgängerinstrument, imposant ist und bis heute eine der größten Kirchenorgeln Frankfurts ist. Sie verfügt über 4318 Pfeifen in 56 Registern. Anlässlich der Renovierung von 1974 bekam die Antoniuskirche einen "neuen" Altar, der die Krönung Mariae zeigt und von einem unbekannten Meister des 15. Jahrhunderts stammt.
Seit 2014 ist die St. Antoniuskirche ein Kirchort der Dompfarrei St. Bartholomäus, nachdem sie zuvor eine Filialkirche der Gemeinde St. Ignatius und St. Antonius gewesen war. Die St. Antoniuskirche ist seit 2004 auch Sitz der italienischsprachigen katholischen Gemeinde und die Kindertagesstätte der Gemeinde ist deshalb zweisprachig.
Adresse
Savignystraße 15
60325 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten
Der Kirchenraum ist nur zu den Gottesdiensten geöffnet, der Vorraum dienstags bis sonntags von 9.00-18.00 Uhr (Stand Januar 2022).
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Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Hessen II: Der Regierungsbezirk Darmstadt, Berlin, 2008.
Fischer, Roman: Anna, Landgräfin von Hessen, geb. Prinzessin von Preußen. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), abgerufen von >https://frankfurter-personenlexikon.de/node/11490< am 19.07.2022.
Frankfurt-Lexikon: Mit einem Stadtplan herausgegeben von Waldemar Kramer, Sechste, neubearbeitete Ausgabe, Frankfurt a. M., 1973.
Kath. Kirchengemeinde St. Ignatius und St. Antonius Frankfurt am Main: Ein kleiner Wegweiser [Frankfurt a. M.], 2010.
>https://www.dom-frankfurt.de/dompfarrei/kirchorte/st-antonius/kirche< abgerufen am 19.07.2022.
>https://de.wikipedia.org/wiki/Antoniuskirche_(Westend)< abgerufen am 19.07.2022.
>https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurt-Westend< abgerufen am 19.07.2022.
>https://de.wikipedia.org/wiki/August_Menken< abgerufen am 19.07.2022.
>https://de.wikipedia.org/wiki/Anna_von_Preu%C3%9Fen_(1836%E2%80%931918)< abgerufen am 1.2.2022.
Bildquellen:
Vorschaubild:
Antoniuskirche (Westend) - DSC02308, 2012, Urheber: Daderot via Wikimedia Commons CC0.
Antoniuskirche (Westend) - DSC02310, 2012, Urheber: Daderot via Wikimedia Commons CC0